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 10 Fragen an Laura Grundmann

27.01.2017

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Laura Grundmann

 Geschäftsführerin 

Oink Games (Germany)

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Oink Games

Guten Tag Frau Grundmann! Danke, dass Sie sich für das Interview Zeit nehmen.

 

Sie sind Geschäftsführerin von "Oink Games" (Deutschland). Können Sie einmal den Verlag denjenigen vorstellen, denen "Oink Games" bisher kein Begriff war?

Na klar! "Oink Games" ist eigentlich ein japanischer Verlag, den es seit 2010 gibt. Hauptgründer der japanischen Muttergesellschaft und auch Designer ist Jun Sasaki. Er ist selbst ein langjähriger Spieler, sprudelt vor Ideen und gibt den Spielen von "Oink Games" ihr spezielles und minimalistisch schönes Design.

Und das ist auch der erste Punkt, der "Oink Games" von den meisten bei uns schon altbekannten Spielen unterscheidet: Sie sind auf den ersten Blick sehr klein, aber auch auffallend anders gestaltet - und das Wichtigste: Die Spiele haben zwar eine kleine Verpackung, haben aber trotzdem genauso viel Inhalt, wie andere große Spiele. Die Spiele sind nicht zeitintensiv und können sowohl vor, nach oder zwischen den großen langen Spielen für Abwechslung sorgen als auch einfach Spaß machen, wenn man vielleicht nicht den ganzen Nachmittag oder Abend Zeit zum Spielen hat.

Welche Bedeutung hat denn der Verlagsname "OINK" – Games?

Diese Frage habe ich natürlich am Anfang auch gestellt - und das schon mehrfach. Interessant ist, dass Herr Sasaki darauf immer eine andere Antwort findet. Der Name ist quasi sagenumwoben.

Wie würden Sie die Verlagsphilosophie definieren?

Zuerst muss man sich klar machen, dass es in Japan keine Brettspielkultur so wie in Deutschland gibt. Wenn man in Japan von Brettspielen anfängt, wird man oft als erstes gefragt "Ach, sowas wie das Spiel des Lebens?!". Dass es aber sehr viel mehr Spiele zu entdecken gibt, ist vielen Japanern noch nicht so bewusst. Was aber deutlich wird, ist, dass es in den letzten Jahren immer mehr (analoge) Spieler in Japan gibt. Richtige Fans natürlich sowieso, aber auch Familien, die mehr Zeit miteinander verbringen möchten. Und "Oink Games" will das natürlich unterstützen. Deswegen sind unsere Spiele so wie sie sind: klein und praktisch, kurzweilig, interessant und auch optisch ansprechend. Die Palette an "Oink Games" Spielen, die es in Japan gibt, ist natürlich deutlich größer als bisher in Deutschland, aber es ist wirklich für jeden das richtige Spiel dabei und alle Spiele sind einfach und schnell erklärt und bringen dann: Miteinander, Herausforderung und Spaß für alle.

Können Sie Ihre Tätigkeitsbereiche beschreiben, damit man sich einen Eindruck über Ihren Alltag bei "Oink Games" verschaffen kann?

Da ich in Deutschland momentan alleine arbeite, mache ich im Grunde alles, was so anfällt. Darunter fallen natürlich Bestellungen annehmen und versenden, Planung von Messen, Planung von neuen Produktionen, Buchhaltung, immer wieder mal neue Übersetzungen aus dem Japanischen, die Verwaltung von Amazon, …und Mails! Dabei stehe ich immer per Chat in direktem Kontakt mit Japan.

Welche Verbindung haben Sie zu Brettspielen? Und wie sind Sie zu diesem Berufszweig gelangt?

In meiner Familie wurde immer schon gespielt: Es gibt Phasen, in denen ein Spiel bei uns aktuell wird und dann solange intensiv gespielt wird, bis es durch ein anderes ersetzt wird. Und dann gibt es die Klassiker, die einfach immer gut bleiben.

Außerdem finden (leider zu selten) Spieleabende mit meinen Freunden statt, bei denen die neusten Errungenschaften aller ausprobiert werden. Das ist für mich immer toll, da ich zwar schon immer gespielt habe, aber trotzdem nur einen Bruchteil der Spiele kannte, die man wohl als allseits bekannt beschreiben würde.

 

Meine Kollegen von "Oink Games" habe ich im Oktober 2015 in Essen auf der "SPIEL" kennengelernt, wo ich eigentlich nur dolmetschen sollte. Das Treiben am Stand und der Einblick in die Brettspielwelt, die ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht in diesem Ausmaß kannte, waren eine tolle Erfahrung. Wir waren uns direkt sympathisch. Im Nachhinein blieben wir dann in Kontakt, ich habe einige Übersetzungsarbeiten und andere kleinere Arbeiten für "Oink Games" gemacht, bis ich dann Anfang letzten Jahres von Herrn Sasaki gefragt wurde, ob ich nicht die deutsche Tochterfirma von Oink Games gründen wolle…und das habe ich dann gemacht!

 Welche Produkte Ihres Verlages würden Sie den Lesern und Leserinnen wärmstens empfehlen und warum?

Auf jeden Fall natürlich "Tiefseeabenteuer" - das ist ein Spiel, das man einfach mit jedem, immer und auch fast überall spielen kann. Sowohl eingefleischte Spieler als auch Familien haben Spaß beim Schatztauchen!

Wer gerne diskutiert und rätselt, dem würde ich "Insider" empfehlen. Der Ausgang des Spiels hat mich persönlich schon mehrfach verblüfft. Einer der Spieler schlüpft in die Rolle des Insiders. Dieser versucht im ersten Teil des Spiels alle anderen zu einer richtigen Antwort zu lotsen, ohne dabei aufzufallen. Im zweiten Teil wird dann mit allen Spielern analysiert, was in der ersten Phase passiert ist, um den Insider auszumachen. Dieser versucht natürlich weiterhin, unerkannt zu bleiben und beschuldigt jemand anderen, der Insider zu sein. Oft ist man am Ende dann wirklich überrascht, wer wirklich dahinter gesteckt hat - "Insider" ist ganz anders als "Tiefseeabenteuer", aber genauso spannend!

Und ein neues Spiel gibt es auch noch: "The Pyramid’s Deadline" nennt es sich und ist eine Mischung aus Puzzle und Taktikspiel. Jeder versucht, eine Pyramide für den alternden Pharao zu errichten - doch nur die Schönste und Größte kann gewinnen! Natürlich gibt es auch Bauregeln und es wird spannender, je älter der Pharao wird, denn wer nicht vor seinem Tod fertig mit seinem Bauwerk wird, der wird direkt mitbegraben.

Tiefseeabenteuer Brettspiel
Das Spiel "Tiefseeabenteuer" kam gut bei der Community an. Wie können Sie sich das erklären? Und haben Sie es schon geahnt, dass das Spiel so gut einschlagen wird?

"Tiefseeabenteuer" war das erste Spiel von "Oink Games", das ich zusammen mit den Japanern gespielt habe - das war einen Tag vor der SPIEL (15). An diesem Tag habe ich alle "Oink Games" zum ersten Mal gespielt, da ich diese ja im Anschluss auch erklären können musste. Ich denke "Tiefseeabenteuer" spricht eine große Vielfalt an Spielern an: echte Hobbyspieler, Gelegenheitsspieler und Familien. Durch seine Kompaktheit und die kurze Dauer ist es quasi überall und immer spielbar und was meiner Meinung nach vor allem wichtig ist, sind die Gefühle, die das Spiel entfacht. Ich habe "Tiefseeabenteuer" jetzt schon mit unzähligen Menschen gespielt und alle zeigen die gleichen menschlichen Emotionen, wenn sie es schaffen, mit ihren Schätzen ins U-Boot zurück zu gelangen oder wenn sie befürchten, ihnen geht der Sauerstoff aus oder gar untergehen. Da ist es unwichtig, wie alt man ist oder woher man kommt: Jeder fühlt das gleiche und kann daher mit jedem spielen und deswegen ist es meiner Meinung nach ein so tolles Spiel.

Sie waren auf der "SPIEL 16" vertreten. Was können Sie über diese Veranstaltung berichten und wie haben Sie die Messe empfunden?

Letztes Jahr war ich das erste Mal als echter Teil von "Oink Games" dabei, was die Erfahrung zu einer ganz anderen machte als die vom Jahr zuvor. Im Vergleich war unser Stand 2016 beliebter und belebter als im Jahr 2015. "Oink Games" war nun schon einigen Deutschen ein Begriff - natürlich war auch eine Veränderung durch die Gründung der GmbH festzustellen und unser Spiel "Tiefseeabenteuer" war durch die neue mediale Präsenz auch viel mehr Leuten bekannt. Die echten Fans gab es natürlich auch 2015 schon, aber 2016 hatte man das Gefühl, dass auch Familien jetzt einen Zugang zu unseren Spielen gefunden hatten.

Welche Pläne stehen für das Jahr 2017 an?

Das Jahr 2017 ist für "Oink Games Deutschland" natürlich enorm wichtig. Die Gründung der GmbH hat leider sehr viel Zeit in Anspruch genommen. 2016 war das Gründungsjahr, in dem der Grundstein gelegt wurde. 2017 soll das Jahr des Aufbaus werden. Dieses Jahr möchte ich so viele neue Kontakte wie möglich in Deutschland (und Europa) knüpfen und daran arbeiten, dass unsere Spiele bekannter werden. Weiterhin will ich persönlich noch sehr viel mehr lernen, da ich keine wirtschaftliche Ausbildung gemacht habe und mich letztes Jahr selbst ins kalte Wasser gestürzt habe.

Wo sehen Sie "Oink Games" in 3 Jahren?

Das ist eine schwierige Frage, da ich ja gerade erst angefangen habe und es noch sehr viel zu tun gibt. Das Ziel ist es, natürlich "Oink Games" in Europa so zu etablieren, dass -symbolisch gesprochen- die Tochter auch ohne große Hilfe der Mutter auf eigenen Beinen stehen kann. Die Ideen werden natürlich weiterhin aus Japan kommen, aber "Oink Games Deutschland" soll in drei Jahren möglichst kein Testballon mehr sein, sondern ein fester Teil von "Oink Games".

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