top of page

 10 Fragen an Daniel Theuerkaufer

06.08.2017

daniel.png

Daniel Theuerkaufer

Inhaber ""Boardgame Circus"

BGC-logo-white-outline-800px.png

Boardgame Circus

Hallo Daniel, man kennt dich von "Board Game Circus".

Um was handelt es sich hierbei?

"Board Game Circus" ist seit 2014 ein Dienstleister für Brettspielautoren- und Verlage. Wir unterstützen diese vor allem mit Übersetzungen der Spiele in verschiedene Sprachen,  bei der Werbung und Vermarktung der Spiele und führen zusammen auch von uns geplante Crowdfundingkampagnen durch. Das Angebot ist vielschichtig und richtet sich nach den individuellen Bedürfnissen jedes Kunden, die stets etwas anders sind. So kann es zum Beispiel sein, dass "Board Game Circus" auch als Markenbotschafter internationaler Verlage auf der "SPIEL" in Essen tätig wird, die selbst nicht vor Ort sind, um an Meetings etc. persönlich teilzunehmen.  

 Ist "Board Game Circus" eine hauptberufliche Angelegenheit oder kann man es als Hobby betrachten?

Ein Hobby ist es definitiv nicht, da mein Team und ich viel Zeit investieren, wir zahlreiche Kunden haben und wir Wert auf eine hohe Qualität unserer Arbeit legen. Das geht nur mit entsprechendem Aufwand innerhalb des Unternehmens. "Board Game Circus" wird von mir in Teilzeit betrieben, dabei arbeite ich mit mehreren freien MitarbeiterInnen zusammen. Schön ist natürlich, dass wir hier an einer Sache arbeiten, der wir uns privat auch als Hobby widmen. 

Kannst du dich noch an den Moment erinnern, in welchem du den Entschluss gefasst hast, "Board Game Circus" zu realisieren?

Die Idee dazu kam 2014, als ich auf Seiten der Verlage und Autoren den Bedarf nach Hilfestellung feststellte. Insbesondere bei den kleinen Ein-Personen-Unternehmen, die durch Kickstarter ihren Weg in die Branche fanden. Mein Damaliger Partner Torsten und ich begannen Ideen zu sammeln und dann haben wir einfach angefangen. Ich hatte zu dem Zeitpunkt bereits Kontakt zu mehreren Kickstarter-Kreativen und war zudem bereits seit über 10 Jahren mit eigenen Unternehmen selbständig. Wir konnten also auf viel Vorwissen zur Unternehmensführung zurückgreifen. 

Mittlerweile ist ein Ableger von "Board Game Circus" entstanden, und zwar "Meeple Circus". Um was handelt es sich bei diesem Ableger?

"Meeple Circus" ist Verlag und Vertrieb für Brettspiele. Während "Board Game Circus" sich auf die non-physischen Dienstleistungen rund um Brettspiele konzentriert, widmet sich "Meeple Circus" der Lokalisierung, dem Vertrieb und Verkauf der Spiele. Ziel von "Meeple Circus" ist es, spannende internationale, aber auch eigene Titel im deutschsprachigen Raum zu veröffentlichen.    

Was kannst du über aktuelle Spiele aus eurem "Meeple Circus" Sortiment berichten?

Da wäre zum Beispiel "DIG" von "Mangrove Games" in Frankreich, welches wir von Anfang an mitbetreut haben. Mein Partner Alexander und ich haben zusammen mit Autor Julien an der Verbesserung des Spielkonzeptes gearbeitet, gemeinsam die ideale Form für eine reibungslose Produktion gefunden und das Spiel schließlich in einer gemeinsam geplanten und durchgeführten Kampagne auf "Kickstarter" erfolgreich finanziert. "DIG" erscheint als Messeneuheit zur "SPIEL’17" in drei verschiedenen Sprachen (Deutsch, Englisch, Französisch) und wird unter anderen durch uns, aber international auch durch "Novalis" vertrieben, die über das "Asmodee-Netzwerk" verkaufen. "DIG" ist ein schnelles, spannungsgeladenes "Push-Your-Luck Spiel" mit toller Pixeloptik. 

Erwähnenswert wäre auch das Spiel "Heldentaufe", welches wir auf der Messe verkaufen. An der Entwicklung des Spiels war ich, Daniel, als "Board Game Circus" von Anfang bis Ende beteiligt. Ich bin dort nicht nur Dienstleister gewesen sondern zu einem festen Teil des Teams geworden, 1/4 von Team Heldentaufe. Hier bin ich neben der Pressearbeit und Kampagnenplanung unter anderem auch an der Aufbereitung der Druckdaten und Drucklegung beteiligt gewesen. Mit "Tortuga 1667" und "Salem 1692" von "Facade Games" haben wir zwei tolle Spiele für größere Gruppen im Sortiment. Beide sehr stimmungsvoll und thematisch schön eingebunden. Die Produktlinie von "Tyto Games" aus Israel bietet taktische Spiele, die hochwertig aus Holz produziert werden. Wir führen aktuell das kleine, abstrakte Spiel "Elements" und das Taktikspiel "Final Act". Ganz aktuell haben wir von "Tyto" auch "Stone Daze" in der "Spieleschmiede" und streben dort die Finanzierung der deutschsprachigen Version an.

Wie sinnvoll ist es aus deiner Sicht, heutzutage eine "Crowdfunding-Kampagne" zu starten?

Das kommt auf die eigene Erwartung an die Kampagne an und letztlich auch darauf, welche Mittel man bereits hat bzw. wie viel Zeit man investieren kann. "Crowdfunding" ist keinesfalls eine sichere Bank. Aktuell beobachten wir, dass es immer enger wird auf den Plattformen und immer mehr Projekte ihr Ziel verfehlen. Das liegt vor allem an der großen Auswahl und den weniger schnell wachsenden Nutzerzahlen. Die KäuferInnen müssen heute entsprechend ihres Budgets viel mehr selektieren als noch vor 1-2 Jahren, was zum Nachteil der kleinen Anbieter wird, die schnell durchs Raster fallen.

Eine Kampagne bedeutet immer auch Kosten und Risiko. Darin unterscheidet sie sich kaum vom klassischen Weg, den man ohne "Crowdfunding" gehen würde. Ein echter Vorteil ist natürlich, dass man schon im Vorfeld das Interesse am Produkt messen kann und durch die Kampagne bereits sichere Abnehmer gewonnen werden können.

Da es immer schwieriger wird, eine ganze Auflage durch eine Kampagne finanzieren zu können und die Zahl der UnterstützerInnen kleiner Projekte häufig gering ist, halte ich es für sinnvoll, Kickstarter wieder mehr als das zu betrachten, was es eigentlich ist: eine Anschubfinanzierung.

Entscheidend ist, dass man ein wirklich gutes Produkt hat und in der Lage ist, dieses Produkt zu vermarkten. Dabei kann unter anderem "Board Game Circus" helfen. Ist dies erst einmal vorbereitet, kann "Crowdfunding" eine Möglichkeit sein, die finanziellen Mittel für die Umsetzung des Projektes zu erlangen. 

Auf was ist im Rahmen des Drucks und der Produktion eines Spiels zu achten? Ihr bietet diesen Service u. a. auch an.

Grundsätzlich geht es dabei vor allem darum, die Druckspezifikationen einer Druckerei zu beachten und die Druckdaten konform zu geltenden Druckstandards aufzubereiten. Bevor wir allerdings in die Welt der Druckprofile, des Vierfarbdrucks und des Erstellens der Druckbögen eintauchen, überlegen wir zusammen mit den Kunden erst einmal, welche Materialen für das Spiel geeignet sind und welche Aufteilung von Komponenten hinsichtlich Produktionsmenge und -preis sinnvoll ist. Dabei spielen auch Überlegungen zur Schachtelgröße oder z.B der Größe von Spielkarten eine Rolle. Wir können Empfehlungen zu bestimmten Dingen aussprechen, Kontakt zu verschiedenen Anbietern und Druckereien herstellen und die fachlich kompetente Kommunikation zwischen diesen und dem Kunden als sachverständige Schnittstelle führen. Dabei ist es stets wichtig, die Ausgaben im Blick zu behalten und zu wissen wie man ein Spiel ggf. ohne großen Aufwand hochwertiger gestalten kann. 

Welcher Verlag macht aus deiner Sicht hinsichtlich der Realisierung von Projekten am meisten richtig?

Mit Blick auf Verlage die "Crowdfunding" nutzen, bin ich großer Freund von "Garphill Games". Dahinter steckt Shem Phillips aus Neuseeland, der bisher jedes seiner Produkte eigenhändig als 1-Mann-Unternehmen verwirklicht hat. Ich mag seine Spiele (u. a. "Räuber der Nordsee") und den Illustrationsstil seines bevorzugten Künstlers The Mico. Ich habe jedes seiner Spiele selbst und finde es toll, dass diese nun durch verschiedene Verlage ihren Weg in viele Länder finden.

 

Von den hiesigen Verlagen, die ohne "Crowdfunding" auskommen und Dank ihrer Verbreitung immer wieder erfolgreich sind, mag ich "Amigo" für seine kleinen Kartenspiele und "Kosmos" für die tolle Reihe "Spiele für 2" besonders gern. Eine interessante Mischung aus zugänglichen aber dennoch teils anspruchsvollen Spielen haben aus meiner Sicht derzeit der "Hans im Glück Verlag" und "Haba". 

Ihr seid auch auf der SPIEL’17 vertreten. Welche Aufgaben nehmt ihr dort wahr?

Zunächst mal haben wir mit "Meeple Circus" unseren eigenen Stand (Halle 8-A193). Hier stellen wir die Spiele unserer Kooperationspartner vor und verkaufen diese auch. Sie können zur Abholung am Stand in unserem Shop vorbestellt werden: http://shop.meeplecircus.com

Darüber hinaus nutzen wir die Messe auch für Meetings mit alten und neuen Kontakten, treffen Hersteller, Verlage, AutorInnen, unsere Media Partner und natürlich die SpielerInnen. Alex und ich werden vor allem das Team betreuen, den Stand administrieren und die Termine wahrnehmen. Julien von "Mangrove Games" und Autor von "DIG" wird den Stand betreuen und vor Ort sein Spiel demonstrieren.

Für die BesucherInnen wird unser Stand ein Ort – etwas Abseits des großen Rummels – an dem sie viele interessante Spiele ausprobieren und kaufen können, die es bisher nicht in Deutschland zu kaufen gab.    

Was sind aktuell eigentlich deine Lieblingsspiele und warum?

Ich habe fast nur Evergreens, keine temporären "Hype-Hits". Meine Sammlung umfasst laut "BoardGameGeek" derzeit 440 Spiele ohne Erweiterungen, davon spiele ich natürlich nur einen Bruchteil. Zurzeit spielen wir viel zu zweit, da ist für mich "Jaipur" immer noch mein liebstes Spiel. Als Eltern zweier Kleinkinder spielen wir momentan sehr gerne leicht zugängliche Spiele mit netter Spieltiefe, die nicht all zu lange dauern. Das wären unter anderem "Patchwork", "Bubblee Pop", "Coloretto", "Aquaretto", "Einfach genial", "Qwirkle", "Karuba", "Kahuna"…

Generell mag ich gerne kartenbasierte Spiele und familienfreundliche Spiele, in denen nicht nur reine Strategie über den Spielausgang entscheidet, sondern auch ein wenig Glück. Welches die Geschicke so lenkt, dass das Spiel immer noch durch die Spielenden kontrolliert wird, nicht umgekehrt die Spielenden auch das Spiel.

Neue Spiele wähle ich stets nach ihrem Artwork aus. Zuerst muss mir die visuelle Präsentation gefallen, dann schaue ich mir die Mechanik an. Daher unterstütze ich zum Beispiel immer wieder gerne "Crowdfundingkampagnen" von Spielen, die sich in punkto Illustration mehr trauen, als dem Einheitsbrei zu folgen. Positiv wären da die Spiele von "Pleasant Company Games" zu nennen ("Ancient Terrible Things", "Snowblind", "Konja"), die von "Garphill Games" (s.o.), "Dreamwell", "Herbacious" und viele andere.

Jaipur Brettspiel
bottom of page