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 10 Fragen an Klaus Jürgen-Wrede

28.05.2016

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Klaus Jürgen-Wrede

Entwickler, Illustrator

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Carcassonne

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Bali

Hallo Herr Wrede, vielen Dank, dass Sie sich für die 10 Fragen des Brettspiegels Zeit nehmen.

 

Sie sind der Entwickler eines der berühmtesten Spiele überhaupt, und zwar "Carcassonne". Das Spiel ist mittlerweile ein Klassiker und wurde mit sehr vielen Erweiterungen und Auflagen ergänzt. Sind sie bestrebt, die "Carcassonne-Ära" auch in den nächsten Jahren aufrecht zu erhalten (was sich sicherlich viele Fans wünschen) oder wird dieses Kapitel zum Ende kommen?

Nein, das Kapitel wird noch lange nicht zu einem Ende kommen. Habe noch viele Ideen in der Schublade und mehrere derzeit in der Ausarbeitung. Häufig sind diese auch sehr thematisch inspiriert. So haben wir mit der neuen Reihe "Carcassonne around the world" ja auch begonnen, diese eigenständigen Spiele in jeweils einem anderen Land nacheinander herauszubringen. Was mit "Südsee" begann und mit "Goldrush" weitergeführt wurde, setzt sich nun im Herbst im "Amazonas" fort.

Ich habe gehört, dass Sie bereits in Carcassonne waren und die Stadt Sie zu diesem Spielthema inspiriert hat. Was finden Sie an dieser Stadt so anziehend und würden Sie diese den Lesern als Reiseziel empfehlen? ;)

Es ist auf jeden fall ein tolles Reiseziel! Ich kann es nur empfehlen! Allein die beeindruckende Stadt mit einer doppelten Stadtmauer sieht wie eine mittelalterliche Bilderbuchstadt aus! Aber nicht nur Carcassonne selbst, eigentlich die ganze Umgebung des Languedoc hat mich inspiriert. Viele kleine befestigte Burgen, manchmal wie Adlerhorste auf Felsen gebaut, manchmal kleine befestigte Dörfer. Die gesamte Gegend ist von Burgen und Befestigungen geprägt und zeigt überall die Spuren des Kreuzzugs gegen die Katharer. Diesen bin ich damals nachgefahren, habe seinerzeit für einen Roman recherchiert. Dieser ist auch mittlerweile vor kurzem erschienen ("Das Geheimnis des Genter Altars") und während dieser Recherchen kamen die Ideen zum Spiel "Carcassonne".

Neben "Carcassonne" haben Sie noch weitere Spiele entwickelt, wie z.B. "Rapa Nui" (2011), "Albion" (2009), "Mesopotamien" (2005) etc. Auf welches Spiel, neben "Carcasonne", sind Sie besonders stolz und denken vielleicht, dass es mehr Aufmerksamkeit oder sogar genauso viel wie "Carcasonne" verdient hätte? Und welches Ihrer anderen Spiele würden Sie den Lesern besonders ans Herz legen?

Mir persönlich gefällt "Mesopotamien" sehr gut, auch sogar besser als "Carcassonne".

Aber ich mag auch die anderen Spiele. "Pompeji" (das aber derzeit nur in der amerikanischen Ausgabe "The Downfall of Pompeji" erhältlich ist), "Krone und Schwert" ging nach "Carcassonne" leider ein wenig unter, da es auch wesentlich komplexer als "Carcassonne" ist. Auch "Rapa Nui" gefällt mir persönlich sehr gut, ein Kartenspiel mit Brettspielcharakter, auch besonders gut zu zweit.

Und demnächst kommt auch wieder etwas Neues, aber da möchte ich noch Nichts verraten...

Wie würden Sie Ihren Autorenstil mit vier Wörtern beschreiben?

Intuitiv, aufbauend, dilemma-orientiert, entwickelnd

War der Erfolg von "Carcassonne" so groß, dass Sie beruflich nur noch vom Spielentwickeln leben könnten? Es ist ja mittlerweile bekannt, dass viele Autoren das Entwickeln von Brettspielen als Nebentätigkeit betreiben, da man damit nicht sein Leben finanzieren kann. 

Ja, das kann ich. Ich habe dennoch viele viele Jahre weiter in der Schule gearbeitet, da es mir auch großen Spaß gemacht hat. Aber nun kann ich mich besser dem Entwickeln von Spielen und dem Schreiben von Romanen widmen.

Spielen Sie auch selbst gerne Brettspiele in Ihrer Freizeit und welche Spiele anderer Autoren würden Sie der Leserschaft empfehlen und warum?

Ja. ich komme eigentlich vom Spielen. Ich habe irgendwann angefangen, eigene Spiele zu entwickeln, weil ich sehr viel gespielt habe. Und am liebsten möchte ich alles kennenlernen, was so neu auf den Markt kommt. Aber das geht leider nicht.

Einen konkreten Autor habe ich da nicht, den ich empfehle. Viele der heutigen Spiele sind mir insgesamt etwas zu überladen, auch wenn ich sie manchmal gut finde. Ich mag es, wenn ein Spiel auch auf den Punkt kommt und dennoch nicht banal wird.

Als Autor mag ich persönlich Wolfgang Kramer, dessen Spiele immer ausgewogen und handwerklich sehr gut gemacht sind. Früher mochte ich auch Einiges von Reiner Knizia, aber eher die alten Spiele wie "Euphrat und Tigris" etc. Von den heutigen Spielen sind es manchmal mir vollkommen unbekannte Autoren, die mir gefallen und frischen Wind in die Spielewelt bringen.

Was macht für Sie ein erfolgreiches und gutes Spiel aus?

Die richtige Mischung halt. Aus Glück und Strategie, aus Einfachheit und Tiefe. Es muss intuitiv zu spielen sein und sollte meiner Meinung nach keine rein geistige trockene Angelegenheit sein. Also das Thema gut nachvollziehen. Ich möchte in ein Spiel abtauchen können. Für eine Stunde oder Zwei in eine andere Welt eintauchen können.

Sie sind ebenfalls als Buchautor tätig und haben vor Kurzem ein umfangreiches Buch auf den Markt gebracht. Viele Spieler und Spielerinnen sind in Aufruhr, panisch und können nicht mit dem Gedanken leben, dass Sie nur noch als Romanautor tätig sein werden. Können Sie diesen Leuten eventuell ihre Ängste nehmen ;) und über zukünftige Brettspiel-Projekte berichten?

Nein, das werde ich auf keinen Fall! Die Spiele bleiben immer meine vorrangige Leidenschaft! Auch wenn ich schon weiter vorhabe, noch ein, zwei Romane zu schreiben, so arbeite ich gerade wieder an mehreren Spielen. Und wie gesagt, im Herbst kommt etwas Größeres im Familienbereich von mir heraus. Und nächstes Jahr ebenfalls... mehr darf ich da aber nicht verraten.

Wie sehr würde es Sie reizen, Spiele über einen eigenen Verlag herauszubringen?

Gar nicht. Nein.

Gibt es Autoren, Illustratoren, Verlage, mit denen Sie in Zukunft gerne kooperieren würden und warum?

Ja, es gibt natürlich schon Vorlieben bei allem. Ob das Verlage, Grafiker oder Autoren sind. Das ist normal. Manche mag man eher, manche nicht, mit manchen hat man positive Erfahrungen – oder auch nicht. Ein Grafiker, den ich sehr schätze, ist z.B. Michael Menzel. Und in der Tat wird mein nächstes Spiel von ihm illustriert sein. Darauf freue ich mich bereits.

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