10 Fragen an Moritz Brunnhofer
12.07.2016
Moritz Brunnhofer
Sohn des Inhabers vom Verlag "Hans im Glück"
Hans im Glück Verlag
Hallo Herr Brunnhofer, Sie sind der Sohn von Bernd Brunnhofer, der 1983 den Verlag "Hans im Glück" gegründet hat. Wie sehen Sie aus heutiger Sicht diese Entscheidung?
Nun ja, als sehr gute Entscheidung, wobei es natürlich schwierig ist, ein erfolgreiches System im Nachhinein als schlechte Entscheidung darzustellen…Es war sehr risikoreich damals, da er wirklich von 0 an angefangen hat. Kein Kapital (welche Bank gibt schon jemandem Geld, der "Spiele" machen will?), kein Crowdfunding, kein großes Netzwerk, etc. Alles geschah in Handarbeit und wurde nach Möglichkeit zu 99% in Essen auf der Spiel verkauft :).
Stellen Sie doch mal Ihren Verlag vor, um den Lesern und Leserinnen einen besseren Einblick in die Verlagsstrukturen zu geben. Wer arbeitet mit Ihnen zusammen und welche Tätigkeitsbereiche existieren?
Sehr gerne! Intern sind wir derzeit zu 5t. ohne meinen Vater. Dirk (der längste Mitarbeiter) ist für Organisatorisches, die Buchhaltung und für „kleinere“ redaktionelle Aufgaben zuständig. Georg und Jasmin sind beide in der Redaktion und im Layout tätig und haben jeweils noch kleine andere Gebiete, wie die Unterstützung von Dirk oder die Umsetzung der Marketingmaßnahmen. Dann ist da noch Michael, der sich um die gesamten Autorenkontakte, die Koordination der Ersttests und ein wenig um die Homepage kümmert, sowie auch jeweils ein redaktionelles Projekt betreut. Schließlich noch Johannes, der gerade ein langes Praktikum bei uns macht um einen Einblick in die Redaktion zu bekommen. Außerdem ist in einer Tochtergesellschaft von mir (der Onlineshop www.carcassonneundco.de) noch Andreas Kramer, der ehemals bei "Zoch" arbeitete, tätig. Dort übernimmt er die Bestellabwicklung, den Service, die Onlinepräsenz und ebenfalls "kleinere" redaktionelle Aufgaben. Last but not least habe ich die Geschäftsführung inne, kümmere mich um unser Auslandsgeschäft (Lizenzen), die Produktionen, das Marketing und natürlich auch um redaktionelle Belange.
Was wir nicht im eigenen Hause haben, sind der Direktvertrieb, die Produktion und auch Spezialkräfte im Bereich Grafik.
Einer unserer wichtigster externer Mitarbeiter ist Christof Tisch, der praktisch das gesamte Layout von "Carcassonne" macht. Weiter gibt es noch einige wichtige externe Kräfte, wie die Tester Dieter Hornung, Karl-Heinz Schmiel (ehemaliger Mitbegründer des Verlags), Klaus Knechtskern, Helmut Ohley, und und und... Udo Schmitz fährt die wichtige carcassonne-on-tour.de für uns und organisiert wichtige Events (seine zahlreichen Helfer sind natürlich auch Gold wert!). Außerdem organisiert er die Tests rund um "Carcassonne" mit Klaus-Jürgen Wrede und uns. Auch nicht unerwähnt sollte das Spielezentrum Herne bleiben, die viel für "Carcassonne" und andere Spiele leisten (Turniere, eigene Veranstaltungen und Fanpflege).
Auf Seiten der Produktion arbeiten wir natürlich eng mit LudoFact zusammen, aber auch mit "Ass-Altenburger" und dem Holländischen Produzenten "NSF".
Ich lasse aus vielen Gründen die Finger von einer Produktion in China.
Unsere Lizenzpartner sind über die Ganze Welt verteilt und diese aufzuzählen wäre vermutlich etwas zu lange :).
Mittlerweile leiten Sie den Verlag mit Ihrem Vater (Bernd Brunnhofer) zusammen. Welchen Berufsweg hätten Sie eingeschlagen, wenn Ihr Vater nicht den Verlag gegründet hätte? Hätten Sie sogar einen eigenen Spieleverlag aufgebaut ;)?
Hmm, wenn ich das wüsste… Vermutlich hätte ich aber keinen Spieleverlag aufgebaut. Ich musste ja erst einmal kennenlernen, was es bedeutet in dieser Branche zu arbeiten. Der Hauptgrund, dass ich hier geblieben bin, ist sicherlich der, dass es ein so schönes Produkt ist,dass viele (zumeist nette) Menschen zusammenbringt. Ich habe mich sofort wohlgefühlt in der Szene, die mich sehr gut aufgenommen hat! Das ist wohl einzigartig, wie man in unserer Szene miteinander umgeht und das gibt einem sehr viel Kraft, hierweiter zu machen…Natürlich hat es auch geholfen, dass mir mein Vater Möglichkeiten zur Entfaltung gegeben hat und wir zwar manchmal recht hitzig, aber gut miteinander über Probleme reden können.
Was ist eigentlich Ihr absolutes Lieblingsspiel vom "Hans im Glück Verlag"?
Meistens eines derjenigen an denen ich gerade arbeite ;). Ansonsten kann ich das nur schwer beantworten… Da wären natürlich "El Grande" (welches ich damals schon mit getestet hatte),"Carcassonne", "Stone Age" und "MarcoPolo". Es gibt aber noch viele andere sehr sehr gute…
Welche Projekte stehen in nächster Zeit an? Und worauf können die Spieler und Spielerinnen gespannt sein?
Wie immer, haben wir einiges am köcheln:). Für die "Spiel 16" steht ein Kennerspiel an, das nach den bisherigen Testerfahrungen mehr als nur zu gefallen weiß… Ich kann schon mal verraten, dass es "First Class - Unterwegs im Orient Express" heißen wird. Zusätzlich wird es noch ein Spin-Off von "Carcassonne" geben mit dem Titel "Amazonas", eine Erweiterung zu "Russian Railroads" "American Railroads" und die Erweiterung zu "Carcassonne-Star Wars" sollte bis dahin auch endlich fertig sein :).
Auf der Homepage ist zu lesen, dass Sie auch sehr oft international unterwegs sind. Was umfassen generell die internationalen Tätigkeiten?
Ich kümmere mich um unsere Lizenzpartner (70%-75% unseres Umsatzes machen wir derzeit im Ausland). Dies Umfasst die Klärung der Geschäftsbeziehungen, Lizenzverhandlungen und natürlich auch den Verkauf unserer Spiele an diese Partner. Außerdem beobachte ich die Märkte und suche nach neuen Ideen/Konzepten für uns. Beispielsweise haben wir schon einiges von Italienischen Autoren veröffentlicht, zu denen wir einen guten Draht haben. Natürlich gibt es auch noch andere Dinge wie Produktionenbesichtigen, Testen der eigenen Produkte oder einfach nur das Unterstützen der neuen Märkte.
Spiele von "Hans im Glück" zeichnen sich durch qualitativ hochwertige Spielmaterialien aus. Mit welchen Partnern arbeiten Sie diesbezüglich zusammen, um eine solch hohe Qualität zu gewährleisten und was macht Ihrer Meinung nach eine gute Qualität der Materialien aus?
Wir arbeiten Prinzipiell mit 3 Produzenten zusammen (wobei sich ein 4ter in Slowenien aufgetan hat, der auch sehr gute Arbeit leistet!) Wichtig ist, dass man sich gegenseitig findet und klar ist, was benötigt wird. So haben wir einen Hauptlieferanten von Holzteilen (ca. 99% aller Holzteile, die wir einsetzen), mit dem wir uns sehr gut verstehen und wir verlangen von den Produzenten, dass sie bei diesem das Holz einkaufen. So stellen wir schon mal sicher, dass diese Qualität stimmt (und nebenbei auch aus nachwachsender Forstwirtschaft kommt). Außerdem führen wir bei neuen Produzenten, oder wenn etwas häufiger schief läuft, Kontrollen durch. Letztendlich ist natürlich auch entscheidend, dass es etwas kostet… Leider ist es schwierig, in Deutschland noch eine Akzeptanz für einen vernünftigen Preis zu finden (nicht nur im Bereich Brettspiele, Stichpunkt Gammelfleisch). Dies bedeutet auch, dass wir es uns leisten, bei den meisten Spielen einen Verlust in Kauf zu nehmen, der durch "Carcassonne" gedeckt wird. Die Qualität in Aufwand und Produktion ist also nur möglich, da wir eine „Absicherung“ haben. Insgesamt geht das aber nicht unendlich lange gut. Nicht, wenn sich in den Köpfen der Käufer nicht bald etwas bewegt (und das nicht nur auf unsere Branche gesehen).
Das Spiel "Sankt Petersburg" wurde mittels eines Crowdfunding Projektes über die "Spieleschmiede" erfolgreich finanziert. Welches Resümee ziehen Sie aus dieser Kampagne und ist es für die Zukunft geplant, weitere solcher Kampagnen durchzuführen?
Nun ja, das Projekt an sich ist ganz gut gelaufen (auch wenn wir nicht wirklich etwas damit verdient haben). Insgesamt würde ich aber Einiges anders machen in Zukunft… Abgesehen davon, dass eine Redaktionskraft komplett gebunden ist, treten durchaus einige Probleme auf. Es stellt sich leider auch dabei heraus, dass man auf nicht besonders viel eingehen darf, ansonsten gefährdet man das gesamte Projekt in Bezug auf Umsetzung (will man es jedem Recht machen, macht man es keinem Recht), Zeit und Kommunikation. Es ist schon erstaunlich wie sich manche Menschen im Internet verhalten und was sie fordern…Es gibt natürlich auch Positives, wie die Vorfinanzierung, also die Absicherung einer Mindestabnahme und die Bindung zu den Fans. Ich würde es nicht ausschließen, dass es weitere Crowdfunding Projekte geben könnte, konkret geplant ist aber noch nichts.
Haben Sie auch schon mal direkt mit Autoren und Illustratoren zusammengearbeitet? Wenn ja, wie genau fand die Zusammenarbeit statt?
Ständig ;)…Große Teile der Spiele der letzten Jahre sind von uns intern. Mal mehr, mal weniger, je nach Autor, unseren Ideen und Kommunikationsmöglichkeiten. Das heißt, dass auch einiges von mir dabei ist. Zu vielen Autoren pflege ich die Primärkommunikation ("Marco Polo","Russian Railroads", etc.) und bei eben diesen Spielen habe ich auch die größten Teile der Redaktion übernommen. Das heißt, dass auch die Kommunikation mit den Grafikern bei mir lag. Ansich lief das gut ab und meistens per Mail ;). Im Grunde ist es ein ständiges Ping-Pong spielen. Ideen werden hin und her geschubst, neu gebastelt, getestet, besprochen, gebastelt, getestet, besprochen, gebastelt, was weggeworfen, gebastelt, getestet, usw. Dann das gleiche noch mal mit dem Grafiker, bis man dann hoffentlich einigermaßen zufrieden ist…
Gibt es noch Spiele von anderen Verlagen, die Ihnen sehr zusagen?
Absolut! Es gibt viele großartige Spiele! Ich spiele zum Beispiel gerne Kartenspiele und mit vielen meiner Freunde eher leichte "Partyspiele". Aber auch ein "Fantasyklopper" darf gerne mal dabei sein und natürlich musste ich auch das "Megaciv" mal ausprobieren…